Auf dem Weg zum „must see“

Die US-amerikanische Yards Brewing Company hat sich beim Neubau ihrer Braustätte für eine Zusammenarbeit mit der Ziemann Holvrieka GmbH entschieden. Neben Tanks orderte die größte Craft Brewery Philadelphias eine komplette Sudlinie inklusive Malzhandling. 

Das Sudhaus ging im März 2018 in Betrieb. Nach erfolgreichem „Flavor matching“ arbeitet die Yards Brewing Company jetzt seit über einem Jahr ausschließlich mit dem neuen Sudwerk. Zeit für einen Besuch.

DrehmomentDie neue Yards Brewing Company ist technisch und architektonisch ein echter Hingucker. Unter den Tanks befindet sich der Außenbereich der Gastronomie.

Innovative Interpretationen von Ale, Porter und Stout nach englischem Vorbild, das sind die zentralen Standbeine der Yards Brewing Company. Hinzu kommen hochwertige nur aus vermälztem Getreide hergestellte Lagerbiere und saisonale Produkte wie ein mit Zitrus-Zesten aromatisiertes Sommer-Weizen sowie innovative Spezialitäten wie das Chocolate Love Stout. Hierfür werden insgesamt nicht weniger als 90 kg dunkle belgische Schokolade verbraut.

Es begann - einmal mehr - in einer Garage

Gegründet wurde die Brauerei 1994 von Tom Kehoe und Jon Bovit, die beide seit 1988 begeisterte Hausbrauer waren. Ihr erstes Garagen-Sudhaus hatte einen Ausstoß von 4 hl. Bis Ende 1996 war Yards bereits auf 930 hl produziertes Bier gewachsen. 1997 zogen Kehoe und Bovit dann das erste Mal um. Die neue Brauerei eröffnete ihnen die Möglichkeit, ihr Bier auch in Flaschen zu füllen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Yards alles im Fass ausgeliefert. 1999 schied Bovit aus dem Unternehmen aus. Seither ist Kehoe Präsident und Braumeister der Yards Brewing Company – und ihr Gesicht und Motor. Das Ausstoßmaximum dieser Braustätte wurde 2001 mit 2.500 hl erreicht.

Zeit für die nächste Verlagerung: Die Yards Brewing Company bezog 2001 die leer stehende Weisbrod & Hess Brauerei. Tom Kehoe schloss sich dazu mit Nancy und Bill Barton zusammen, die ihm das Gebäude vermieteten. Die Partnerschaft war aber nur von kurzer Dauer. Ab 2007 gingen Kehoe und die Bartons getrennte Wege. In diesen Tagen braute Yards etwa 11.700 hl im Jahr.

2 Yards webDas Sudwerk ist bei einem Ausstoßvolumen von 120 hl auf zwölf Sude pro Tag ausgelegt.

Im ersten Schritt von 65.000 auf 115.000 hl erweitert

Kehoe mietete darauf hin die nächste Immobilie, in die er seine Brauereianlage installierte. Im ersten Jahr produzierte Yards hier 7.600 hl. Dieser Standort war die erste Brauerei in Pennsylvania, die ihren Strom vollständig mit Windenergie gewann. Im Jahr 2009 holte Kehoe dann die neuen Partner Trevor Prichett und Ethos Holdings, und von diesem Zeitpunkt an wurde die Brauerei ständig modernisiert und erweitert. Im Jahr 2016 wurden rund 48.500 hl produziert und verkauft. Fast 90 Prozent der Yards-Biere werden in den drei Bundesstaaten Pennsylvania, New Jersey und Delaware vertrieben. Als Biere mit hochwertigen Inhaltsstoffen gehören sie auch preislich zum Premiumsegment: Ein Sixpack kostet im Handel etwa 10 USD.

Als sie an ihre Kapazitätsgrenze stießen und keine Dosenabfülllinie hatten, brauchten Kehoe und Prichett eine noch größere Anlage. In 2017 fand Yards die dazu notwendige Halle mit einer Fläche von 6.500 m2. Die neue Braustätte sollte in der ersten Ausbaustufe über eine Jahreskapazität von rund 115.000 hl verfügen und später auf über 235.000 hl erweitert werden können. Erstmalig geplant war zudem eine Dosenlinie. Beibehalten wurden der Einsatz der Windenergie sowie die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit. Die Gesamtinvestition des Brauereineubaus wird auf etwa 24 Millionen USD geschätzt. Auf das Gebäude entfielen dabei 8 Millionen USD, die restlichen 16 Millionen flossen in die Anlagentechnik.

3 Yards webEine Besonderheit des Sudwerks sind vollautomatische Dosiersysteme für Pellets und Doldenhopfen.

Zwei Läuterbottiche und ein Außenkocher für maximale Flexibilität

Der Auftrag an Ziemann Holvrieka umfasste eine komplette Sudlinie inklusive Malzhandling. Das Sudwerk ist auf zwölf Sude pro Tag ausgelegt. Das Ausstoßvolumen beträgt bei einer Stammwürze von 15,5 °Plato 120 hl je Sud. Ausgestattet wurde das Sudwerk mit dem innovativen Maischsystem Colibri sowie zwei Läuterbottichen vom Typ Lotus mit 2,30 m und 4,80 m Durchmesser. Mit dieser Doppellösung kann die Yards Brewing Company auch Sude mit weniger als 25 hl effektiv verarbeiten oder auch Sude mit hoher Stammwürze gleichzeitig abläutern. Aus diesem Grund wurde auch ein Außenkocher installiert, der für kleine Chargen ideal geeignet ist. Eine weitere Besonderheit des Sudwerks ist ein vollautomatisches Dosiersystem für Doldenhopfen. Darüber hinaus orderte Yards sechs zylindrokonische 760 hl-Tanks einschließlich Domhauben und Laufsteganlage.

4 Yards webZusätzlich orderte die Yards Brewing Company sechs zylindrokonische 760 hl-Tanks einschließlich Domhauben und Laufsteganlage.

„Für die Wahl unserer Sudlinie war der Besuch von mehreren Referenzbrauereien sehr wichtig“, blickt Kehoe zurück. Gesucht wurde dabei nach einer Anlage, die neben maximaler Würzequalität eine höchstmögliche Flexibilität bot. Dazu waren individuelle Lösungen notwendig, die im gewünschten Leistungssegment von Ziemann Holvrieka am besten umgesetzt wurden. Als Beispiele nennt Kehoe die beiden Läuterbottiche oder den Außenkocher. „Die Mitbewerber waren hier wesentlich stärker standardisiert. Im Vergleich zu einem industriellen Sudhaus gab es keinerlei Abstriche bei den verbauten Funktionskomponenten wie Pumpen oder Ventile“, resümiert Kehoe.

Alle Sudgefäße auf Grundrahmen vormontiert ausgeliefert

Die Planung und die Überwachung der Montage lagen wie die Automatisierung in der Verantwortung von Ziemann Holvrieka. Zur Vereinfachung der Montage wurden alle Sudgefäße in Deutschland auf einem Grundrahmen vormontiert. Das heißt, dass alle Pumpen integriert sowie die interne Verrohrung und die Ventiltechnik bereits ausgeführt waren. Auf der Baustelle selbst wurden die einzelnen Module nur noch miteinander verknüpft.

5 Yards webDie Planung und die Überwachung der Montage lagen wie die Automatisierung in der Verantwortung von Ziemann Holvrieka.

Den ersten Sud im neuen Sudhaus schlug das Yards-Team im März 2018 aus. Bis Juni 2018 wurde zum „Flavor matching“ die bisherige Produktionsstätte noch parallel betrieben. Seit dieser Zeit braut Yards ausschließlich am neuen Standort direkt in der Innenstadt Philadelphias. Ein wichtiger Bestandteil der neuen Brauerei ist der Yards Taproom. Eine gastronomische Empfehlung für alle Bewohner und Besucher Philadelphias – und auch architektonisch ein echter Hingucker. So kann der Gast durch große Glasflächen auf den gesamten Brauvorgang vom Sudhaus bis zur Dosenlinie blicken. Vom Hauptschankraum durch ein Rolltor getrennt befindet sich zudem ein Außenbereich, in dem die Kunden unter den Gär- und Lagertanks verweilen können. Die Edelstahltanks wurden dazu entsprechend hoch installiert. „Es geht darum, hart zu arbeiten, Spaß zu haben und der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, fasst Kehoe seine Motivation zusammen, um immer aufs Neue Geld und Herzblut in seine Yards Brewing Company zu investieren. Und so hat Yards etwas geschaffen, das das Potenzial hat, mit dem Stichwort Philadelphia ebenso spontan assoziiert zu werden wie etwa die Liberty Bell oder die Rocky-Balboa-Treppe. Zumindest bei den Liebhabern qualitativ herausragender Bierspezialitäten stehen die Chancen dafür gut.