Der russische Biermarkt hat schwere Zeiten hinter sich. Aber auch hier gab und gibt es Unternehmen, die mit Mut, Geschick und modernster Technik gegen den Trend ihre Erfolgsgeschichte schreiben. Ein Paradebeispiel ist die südrussische Privatbrauerei LLC Krop-Pivo. Ein Portrait.

Das nordkaukasische Kuban-Gebiet rundum seine Metropole Krasnodar ist gewissermaßen die Kornkammer Russlands. Bis zum Horizont nichts als Getreidefelder. Und wie so oft hat das geerntete Korn in seiner edelsten Form auch hier Tradition – gemälzt und zu Bier verbraut.
Bewegte Geschichte: Aus „Ostbayern" wird Krop-Pivo
1908 gründete ein deutscher Brauer in der am namensgebenden Fluss Kuban gelegenen Stadt Kropotkin die Brauerei „Ostbayern", aus der die heutige Krop-Pivo hervorging. Im Jahr 2018 wird die Brauerei also ihr 110-jähriges Jubiläum feiern. Mit modernster Brautechnologie im Sudhaus und im Kaltbereich. Doch dazu später mehr.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei schwer beschädigt. Erst 1953 konnten sie sie in Kropotkin wiederaufbauen und die Produktion wieder aufnehmen. In den 1970er bis 1990er Jahren galt die Marke als eine der begehrtesten - nicht nur in ihrem Kernmarkt rund um Krasnodar, sondern auch weit über dessen Grenzen hinaus. Während der Zeit der „Perestroika" in den 1990er Jahren hatte die Brauerei dann viele Besitzer. Am Ende dieses Wechselbads stand der Konkurs. 2005 erwarb schließlich der heutige Eigentümer, Mikhail Homenkov, die Brauerei.
Installiert wurden Sudhaus-Innovationen wie das Maischrührwerk COLIBRI, der Läuterbottich LOTUS sowie der Innenkocher SHARK.
Neustart mit dänischer Lokomotive
Gemeinsam mit dem dänischen Unternehmen Holvrieka entwickelte und setzte Homenkov 2009 eine Braustätte um, die klassische Brautechnologie mit zeitgemäßer Maschinentechnik kombinierte. Der Beginn einer beständigen Zusammenarbeit. 2010 folgten unter anderem 13 zylindrokonische Tanks, 2011 weitere 10 und 2013 nochmals 14 Stück. „Holvrieka-Produkte waren die Lokomotive unseres erfolgreichen Markteintritts sowie unseres kontinuierlichen Wachstums“, unterstreicht Homenkov.
Mit der Gär- und Lagerkapazität der letzten Ausbaustufe stieß das Sudhaus an seine absolute Leistungsgrenze. „Wir mussten unseren Bierausstoß aufgrund der stark wachsenden Nachfrage aber dringend erhöhen. Die Modernisierung des vorhandenen Sudhauses ohne Produktionsunterbrechung war allerdings selbst in der Wintersaison, in der eigentlich weniger Bier nachgefragt wird, nicht möglich. Wir konnten also nur komplett neu bauen“, erklärt Homenkov.
Die maximale Jahreskapazität des neuen Sudhauses liegt bei etwa 500.000 bis 650.000 hl. Es wird von einem zentralen Leitstand aus bedient.
Wenig Fläche und schmales Zeitfenster
Für das Sudhaus stand allerdings nur eine sehr begrenzte Fläche zur Verfügung, auf der zudem noch Silos und die Malzannahme untergebracht werden mussten. Doch damit nicht genug Begrenzung: Das Sudhaus sollte zur Sommersaison 2016 produzieren, die Entscheidung es zu bauen, fiel allerdings erst spät im Herbst 2015. „Aufgrund der Kürze der Zeit war das sowohl für den Anlagenlieferanten als auch für uns, die wir für Architektur und Bau verantwortlich waren, nicht einfach“, so Homenkov rückblickend.
Einfacher für Homenkov war dagegen, sich nach dem Zusammenschluss von Ziemann und Holvrieka auch im Sudhausbereich an den bewährten Partner zu wenden: „Die angebotene Lösung hat unseren Ideen sowohl bezüglich der Leistung als auch der Technik entsprochen. Außerdem hatten wir uns ja bereits von der hohen Zuverlässigkeit ihrer Anlagen und ihrem guten Service überzeugen können“, begründet Homenkov seine Wahl.
12 Sude pro Tag mit 200 hl Ausschlagwürze
Am 25. April 2016 fiel dann der eigentliche Startschuss auf der Baustelle in Südrussland. Die Eckdaten des zu errichtenden Sudhauses lauteten wie folgt: 12 Sude pro Tag mit 200 hl Ausschlagwürze bei einer Schüttung von 3.000 kg. Konkret installiert wurden eine Nassschrotmühle, zwei Maischsysteme Colibri, ein Rohfruchtkocher, ein Läuterbottich Typ Lotus mit 5.500 mm Durchmesser sowie eine Shark-Würzekochung inklusive Würzevorwärmung. Hinzu kamen ein Whirlpool, die Würzebelüftung, eine Brauwasseranlage, die Kühlung und CIP-Station, die Dampfversorgung des Sudhauses sowie die entsprechende Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Neben der Hardware lagen das Engineering, die Supervision-Montage und die technologische Inbetriebnahme in der Verantwortung von Ziemann Holvrieka.
Am Anfang der Zusammenarbeit standen hochmoderne Prozess- und Utility-Tanks von Ziemann Holvrieka und wurden seither immer aufs Neue geordert.
"Die Anlage hat ihre Leistung sofort erreicht und funktioniert seither störungsfrei"
Bereits im Juni 2016 konnte das Sudhausprojekt abgeschlossen werden. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne wurden also Montage und Inbetriebnahme durchgeführt sowie die geplanten 12 Sude am Tag erreicht. „Wir hätten alles natürlich gerne noch früher, wie sagt man, alles gestern bereits gehabt. Jedoch unter Berücksichtigung der äußeren Einflussfaktoren wie unserem strengen Winter wurde der zeitliche Rahmen genau eingehalten. Und: Die Anlage hat ihre Leistung sofort erreicht und funktioniert seither störungsfrei“, fasst Homenkov zusammen.
Weniger Energie, mehr Ausbeute, höhere Geschmacksstabilität
Die maximale Jahreskapazität des neuen Sudhauses liegt bei etwa 500.000 bis 650.000 hl. Einhergehend mit dieser Kapazitätsausweitung wurden die zentralen Investitionsziele wie eine Steigerung der Rohstoff-Effizienz, eine Verbesserung der Produktqualität sowie die Einführung energiesparender Technologien erreicht, wie Homenkov unterstreicht: „Wir haben eine wesentliche Produktionserhöhung bei praktisch gleichem Energieverbrauch. Der spezifische Energiebedarf ist also deutlich zurückgegangen. Unsere Technologen haben auch eine höhere Extraktausbeute und unsere Kunden eine bessere Geschmacksstabilität festgestellt.“ Und das sind wirklich belastbare Aussagen aus über eineinhalb Jahren Praxisbetrieb.
Zunächst war geplant, das alte Sudhaus stillzulegen, also nur noch im neuen zu brauen. Jetzt werden beide Sudhäuser aufgrund des großen Bedarfs parallel betrieben. Mit bekannter Konsequenz: Um diesem Wachstum auch seitens des Kaltbereichs folgen zu können, sind wieder einmal Tanks aus Dänemark notwendig. „Ich habe die Wahl unserer Anlagen nie bereut. Im Falle neuer Projekte werde ich mich daher auch unbedingt wieder an unseren Partner Ziemann Holvrieka wenden“, blickt Homenkov voraus
Ziel: Bis Ende 2018 weitere 50 Prozent plus
Produziert wird aktuell mit elf Sorten eine große Bandbreite an Bieren. Das Vermarktungsgebiet umfasst das Kuban-Gebiet und die Schwarzmeerküste, die Halbinsel Krim sowie viele wichtige Zentren der Russischen Föderation wie Rostov, Wolgograd, Kasan, St. Petersburg oder Moskau. Insgesamt will die Brauerei ihre Produktionskapazität für diesen Kernmarkt bis Ende 2018 um weitere 50 Prozent erhöhen. Die Herstellung von alkoholfreien Getränken auf der Basis von natürlichen Sirupen und natürlichem Kvas sollen das Angebotsspektrum zukünftig attraktiv abrunden.
Diese Zuversicht steht auch auf einem starken Fundament: Denn: Gab es in Russland in den letzten Jahren wenig bis gar keine Anzeichen einer nachhaltigen Stabilisierung des Biermarkts, deuten aktuell gleich drei Faktoren darauf hin – erstens die wirtschaftliche Entwicklung, zweitens die Demographie und drittens die Anbieterseite selbst. So ist die wirtschaftliche Situation in Russland insgesamt deutlich stabiler als in den Jahren zuvor. Und in Zeiten des Aufbruchs wurde schon immer gerne Bier getrunken. Das Biervolumen, das die unterschiedlichen Altersschichten in Russland konsumieren, kommt dabei zweitens mehr und mehr ins Gleichgewicht. Das bedeutet, dass der Gesamtmarkt breiter aufgestellt ist, das Wegbrechen einer „Biergeneration“ von anderen Verbrauchersegmenten aufgefangen werden kann. Außerdem konnte im Gegensatz zu früher der Rückgang des Absatzvolumens der internationalen Großkonzerne durch das Wachstum von kleineren und mittelständischen Brauereien kompensiert werden. Übrigens: Die in Russland zurzeit nachgefragte Brautechnologie spiegelt diese Verlagerung exakt wider. Das Segment bis 200 hl Ausschlagwürze wächst seit einiger Zeit stetig. Und das sind meistens inhabergeführte Brauereien wie die LLC Krop-Pivo in Kropotkin, Südrussland.